
Überrumpelt: Wechsel von Adidas zu Nike löst Schockwellen beim DFB aus

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Kalt erwischt: Wechsel von Adidas zu Nike löst Schockwellen beim DFB aus
Ein Kommentar von Uwe Wolfinger
23. August 2025
Falls hinter der Ankündigung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vergangene Woche, den Trikotlieferanten von Adidas zu Nike zu wechseln, eine Kommunikationsstrategie steckte, so hat sie nicht funktioniert.
Schlimmer noch: Mit seiner Pressemitteilung vom 21. März untergrub der DFB das Vertrauen weiter und verprellte seine wichtigsten Stakeholder – seinen langjährigen Partner Adidas nach über 70 Jahren enger Zusammenarbeit; Politiker (denn ja, Fußball und insbesondere die Nationalmannschaft sind in Deutschland ein gesellschaftspolitisches Thema); und nicht zuletzt die Fans, die im Fußball wie in kaum einem anderen Bereich Wert auf Tradition und Markentreue legen.
Besonders fragwürdig ist der Zeitpunkt der Ankündigung: Zweieinhalb Jahre bevor der neue Sponsorenvertrag überhaupt in Kraft tritt. Knapp drei Monate vor dem Anpfiff der Europameisterschaft in Deutschland – Adidas‘ Heimatmarkt, wo die Nationalmannschaft während des Turniers auch beheimatet sein wird. Nur wenige Tage nach der Vorstellung eines neuen Adidas-Trikots, das sofort auf große Nachfrage stieß. Die Nachricht kam aus heiterem Himmel.
Der Hinweis von DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf Insiderinformationen aufgrund der Beteiligung börsennotierter Unternehmen ist nicht stichhaltig. Für Nike war der Deal – angeblich im Wert von rund 800 Millionen Euro über acht Jahre – nicht einmal eine eigenständige Pressemitteilung wert, geschweige denn eine Ad-hoc-Mitteilung. Der US-Konzern erwähnte ihn lediglich am Rande bei einer Analystenkonferenz zu den Quartalsergebnissen.
Um es klar zu sagen: Aus finanzieller Sicht ist die Entscheidung des DFB, seine Nationalmannschaften ab 2027 in Nike-Trikots laufen zu lassen, nachvollziehbar und vertretbar. Angesichts eines Angebots, das etwa doppelt so hoch sein soll wie das aktuelle Adidas-Angebot, konnte sich der Verband angesichts seiner angespannten Finanzlage kaum ein Nein leisten.
Doch warum wurde dieser (wirtschaftliche) Erfolg so unprofessionell kommuniziert? Mit einer soliden Kommunikationsstrategie – die auch den respektvollen Umgang mit langjährigen Partnern berücksichtigte und die kritischen Fragen nach dem Was? Mit welchem Ziel? Zu welcher Zeit? Über welche Kanäle? An welches Publikum? klar beantwortete – hätte der DFB nicht nur Vertrauensverluste vermeiden, sondern sogar seine Reputation stärken können.
Durch die frühzeitige Einbindung wichtiger Stakeholder und die Wahl eines besseren Zeitpunkts wäre Adidas nicht überrumpelt worden, Politiker wären nicht zu weitgehend faktenfreien Statements verleitet worden (Stichwort „Ortspatriotismus“) und Fans wären nicht verwirrt zurückgelassen worden.
Übrigens: Nach Bekanntwerden des neuen Lieferantenvertrags fiel der Aktienkurs von Nike um 7 Prozent. Aber das ist eine andere Geschichte …
